Sehr geehrte Patienten/-innen, Einweiser und Besucher/-innen unseres Blogs,

Auch dieses Jahr heißt es für mich, wie schon in den vorangegangenen Jahren, Koffer packen und Reiseunterlagen vorbereiten, denn es geht wieder einmal nach Indien, genauer gesagt nach Cochin, das auf der Halbinsel Vypeen im Süden Indiens liegt. Die Halbinsel Vypeen gehört zu den Regionen, die vom Tsunami im Dezember 2004 besonders hart getroffen wurden.

Dies bedeutet allerdings keinesfalls ein Urlaub unter Palmen, sondern viele Stunden im OP-Saal, die ich gerne in Kauf nehme. Bei den teils komplizierten Eingriffen unter erschwerten Bedingungen im OP wird schon einiges abverlangt, allerdings machen die herzlichen Danksagungen und die freudigen Gesichter der Eltern, wenn sie ihr Kind das erste Mal nach der OP wiedersehen, alles wieder wett.

Der Einsatz findet im Rahmen des „Free Plastic Surgery Camps“, einem humanitären Hilfsprojekt der gemeinnützigen Organisation „Pro-Interplast-Germany“ statt, bei dem Patienten mit schweren Verbrennungsnarben und angeborenen Missbildungen im Bereich des Gesichtsschädels, wie z.B. Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, unentgeltlich versorgt werden.

In Indien werden jährlich vierzigtausend Kinder mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren. Dazu kommen eine Vielzahl anderer Missbildungen und Verletzungsfolgen, die aufgrund von Armut unzureichend medizinisch versorgt sind. Die Ursachen für das Auftreten von Fehlbildungen sind vielfältig und können einerseits durch die Erbanlagen der Eltern, andererseits durch eine unzureichende Ernährung der Mutter vor oder während der Schwangerschaft bedingt sein. Als Folge kann es zu Schwierigkeiten bei der Essensaufnahme von Neugeborenen oder zu Sprachproblemen im späteren Alter kommen.

Wir sehen häufig die Folgen von unzureichend oder gar nicht versorgten Erkrankungen. Mit diesen Sekundärveränderungen mussten die Patienten teilweise viele Jahre leben und haben starke funktionelle und ästhetische Einschränkungen. Aus diesem Grund freue ich mich immer riesig, wenn wir den Patienten/-innen durch unsere Behandlung wieder zu einem normalen Leben verhelfen können, das sie sich ansonsten aufgrund ihres sozialen Status und der geringen finanziellen Mittel nicht leisten könnten.

Nicht nur die physischen Bedingungen sind bereits eine große Belastung für die Patienten, sondern hinzukommen meist noch die psychischen Auswirkungen. Oftmals werden diese Kinder und Jugendlichen von ihren Familien geheim gehalten und von der Gesellschaft verschmäht. Ihre Möglichkeiten eine traditionelle Ehe einzugehen bzw. einen Beruf zu erlernen sind minimal, wenn nicht gleich unmöglich. Viele der Kinder und jungen Heranwachsenden haben es verlernt fröhlich zu sein und unbeschwert zu leben, so dass es für uns jedes Mal ein unvergesslicher Moment ist, wenn wir dem Patienten wieder ein Lächeln schenken können und der Patient sich mit strahlendem Gesicht im nächsten Jahr bei uns bedankt.

Jedes Jahr aufs Neue werden ich und meine engagierten Bitterfelder Kollegen, wie der Anästhesist Matthias Müller, Dr. Klaus Schwabe, Robert Pietschke und die OP-Schwester Anke Schwabe mit großer Vorfreude und Hoffnung erwartet, um wieder dutzende Patienten aus den ärmsten Schichten am Kristu-Jayanti-Hospital zu behandeln. Dabei ist es für mich besonders wichtig während dieses Einsatzes nicht nur erste Brandherde zu löschen, sondern eine kontinuierliche Verbesserung in der Versorgung zu erreichen und vielen Menschen eine angemessene Behandlung zu bieten. Komplettiert wird das Team durch den Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen Dr. Thomas Paling aus Wittenberg und den früheren Chefarzt der Plastischen Chirurgie Bassum, Dr. Norbert Grieb sowie PD Dr. Gerrit Grieb, Chefarzt für Plastische Chirurgie aus Berlin.

 

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Chefarzt der HNO-Klinik

Dr. Eike Scholz

 

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