Allgemeines/Presseinformationen

Die Corona-Pandemie ist das allgegenwärtige Dauerthema. Andere lebensbedrohliche Erkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle geraten dabei aus dem Blickfeld. Dieser Trend bereitet Ärzten zunehmend Sorge. „Es werden inzwischen häufiger Patienten in einem fortgeschrittenen Erkrankungszustand eingeliefert. Dabei kommt es bei der Behandlung von Gefäßerkrankungen sehr darauf an, diese frühzeitig zu erkennen“, weiß Anwar Hanna, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Diabetologie und internistische Intensivmedizin des Gesundheitszentrums Bitterfeld/Wolfen. So sollten beispielsweise Schmerzen in den Beinen ernst genommen werden. Es kann sich hierbei um Anzeichen der Peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) handeln. Bis zu 8 Millionen Menschen leiden bundesweit unter dieser sogenannten „Schaufensterkrankheit“.*1

 

PAVK – eine unterschätzte Erkrankung

 

Bei den Betroffenen hemmen Engstellen oder Verschlüsse in den Arterien den Blutfluss. In der Folge zwingen Schmerzen beim Gehen die Erkrankten schon nach kurzen Strecken immer wieder zum Stehenbleiben. „Die PAVK kann eine Vorstufe eines Herzinfarktes oder Schlaganfalles sein. Deshalb sollten erste Anzeichen immer ärztlich abgeklärt werden“, rät Privatdozent Dr. med. Peter Lanzer. Er praktiziert ebenfalls im Bitterfelder Zentrum für Innere Medizin, das Standort des Mitteldeutschen Herzzentrums ist. Gefäßverschlüsse bergen ein Risiko für Amputationen. Jährlich müssen hierzulande circa 60.000 Zehen, Füße und Beine amputiert werden. Ursachen sind mehrheitlich Diabetes und PAVK.*2 Das ist tragisch, denn im Anfangsstadium diagnostiziert, sind diese Erkrankungen gut behandelbar. Deshalb richten Ärzte den Appell an Erkrankte, Schmerzen beim Gehen in Bein oder Fuß, Verfärbungen der Haut oder offene Beinwunden ärztlich abklären zu lassen. „Trotz Corona-Pandemie sollte der Arztbesuch selbstverständlich sein, denn dies kann schwere Krankheitsverläufe und auch Amputation verhindern“, sagen die Fachärzte Anwar Hanna und PD Dr. Peter Lanzer.

 

Mit Überweisung zum Gefäßspezialisten

 

In der Regel überweisen die Hausärzte bei Verdacht auf eine PAVK die Patienten an die Gefäßspezialisten in einer Klinik. Zur Untersuchung des gesamten Herz-Kreislaufsystems kommen die nicht invasive und die invasive Diagnostik zum Einsatz. Im Hybridsaal – das ist die Kombination eines Herzkatheterlabors mit einem Operationssaal – lassen sich Gefäße und deren mögliche Verengungen mittels Kontrastmittelgabe hochauflösend darstellen. Das Verfahren heißt Angiographie. „Wir können bereits während dieser Untersuchung verengte Gefäße präzise aufdehnen und wiedereröffnen“, sagt Anwar Hanna. Die Kathetertherapie – perkutane tansluminale Angioplastie (PTA) – gilt als Standardtherapie bei Gefäßverengungen oder Gefäßverschlüssen. Unter örtlicher Betäubung wird der Katheter zum Beispiel über die Leiste in die Beinschlagader bis zur Engstelle bzw. bis zum Verschluss eingeführt. Dort wird diese Engstelle mittels Ballon aufgedehnt und bei Bedarf kann ein Stent (Gefäßstütze aus flexiblen Drahtnetzen) implantiert werden, so dass die Ader sich nicht mehr verschließt und das Blut wieder ungehindert zirkulieren kann.

„Diese modernen Verfahren stellen für die Patienten schonende und risikoarme Eingriffe dar. Wird im Einzelfall doch eine komplexe Operation mit Narkose nötig, ermöglicht der Hybridsaal sofort eine Zusammenarbeit mit den Gefäßchirurgen und Angiologen im Hause“, erklärt der Chefarzt die Möglichkeiten in seiner Klinik im Zentrum für Innere Medizin.

 

*Quellen:

1 Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin e.V. (DGG), 2020
2 Deutsche Gesellschaft für Angiologie (DGA), 2020

Moderne Diagnostik und Interventionen helfen auch Patienten, die an der sogenannten Schaufenstererkrankung leiden. Foto: GZBIWO