Sehr geehrte Patienten/-innen, Einweiser und Besucher/-innen unseres Blogs,

In Deutschland werden derzeit etwa 80.000 Menschen mit einer künstlichen Niere (Dialyse) aufgrund von einer schweren Nierenerkrankung versorgt. Jedes Jahr kommen etwa 5.000 Patienten hinzu, in Sachsen-Anhalt etwa 150 – Tendenz steigend.

In erster Linie hängt dies damit zusammen, dass sich die Lebenserwartung erhöht und die Patienten mit schwerer Nierenerkrankung heute länger leben als noch vor 20 Jahren. Aber auch Zivilisationskrankheiten lassen die Zahl an Neuerkrankungen mit schwerer Funktionsstörung der Niere steigen, so der Diabetes mellitus, die Autoimmun-Erkrankungen oder aber die Selbstmedikation mit Schmerzmitteln, die frei verkäuflich und – unkritisch eingesetzt – zu schweren Nierenerkrankungen führen können. Dazu kommt der Umstand, dass nicht genügend Spenderorgane zur Verfügung stehen, um Patienten mit schwerer Nierenerkrankung dauerhaft zu heilen.

So bleibt für die meisten dieser Patienten die Dialyse. Das bedeutet, dass man in der Regel drei Mal pro Woche für 4-6 Stunden an eine Maschine angeschlossen wird, die das Blut von Giftstoffen und den Körper von Wasser befreit. Mit der Dialysepraxis in Bitterfeld haben wir in unmittelbarer Nähe zum Krankenhaus einen wichtigen Partner, um Patienten mit solchen Erkrankungen vollumfänglich und bestens zu behandeln. Seit etwas mehr als zwei Jahren besteht durch die Einführung der Gefäßchirurgie am Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen nun diese enge Kooperation zwischen Dialysepraxis und Krankenhaus.

Die Zusammenarbeit zwischen Dialysepraxis und Gefäßchirurgie ist für die Patienten oft lebensnotwendig, denn für eine wirksame Dialyse benötigt man einen sicheren Zugang zu den Blutgefäßen, der einen hohen Austausch von Blut pro Minute ermöglicht.

Für die erste Zeit an der künstlichen Niere genügt meist ein über eine größere Vene eingeführter spezieller Dialysekatheter, der operativ eingepflanzt werden muss. Dieser kann bis zu drei Jahre für die Dialyse verwendet werden, aber oftmals kommt es bereits vor Ablauf dieser Zeit zu Komplikationen, wie Katheterverschluss oder – da der Katheter im Grunde genommen eine unnatürliche Körperöffnung darstellt – Infektion. Aus diesem Grund bekommen die meisten Patienten einen dauerhaften Zugang zur Dialyse am Arm. Eine normale Vene reicht dafür nicht aus, weil sie erstens zu dünn für die großen Kanülen ist und zweitens einen zu geringen Blutfluss hat.

Für eine wirksame Dialyse müssen durch das Blutgefäß etwa 300 bis 400 ml Blut pro Minute fließen. Dies wird erreicht, indem man einen Kurzschluss zwischen einer Arterie und einer Vene herstellt, eine sogenannte „arterio-venöse Fistel“, so dass ein Teil des arteriellen Blutes nun mit hoher Geschwindigkeit und hohem Druck durch die Vene fließt und diese vergrößert. Aber auch dies kann zu Problemen führen, sei es, dass die Vene sich verschließt, zu viel Blut aus der Arterie abgezweigt wird und die Hand nicht mehr ausreichend durchblutet ist oder dass die Vene sich im Laufe der Jahre zu stark aufweitet.

All diese Fälle bedürfen der Korrektur durch einen in der Dialyseshunt-Chirurgie erfahrenen Gefäßchirurgen. Wir haben hier in Bitterfeld durch die örtliche Nähe zwischen Krankenhaus und Dialysepraxis ideale Verhältnisse, da ein kurzer Anruf aus der Praxis bei uns genügt und der Patient kann sich zeitnah in unserer Klinik vorstellen. Dies ermöglicht auch eine schnellere Entscheidung über notwendige Operationen bei kritischen Fällen. Für Dialysepatienten kann dies oft überlebenswichtig sein, denn ein verschlossener Dialysezugang bedeutet, dass der Patient die lebensnotwendige Dialyse nicht erhalten kann.

In den vergangenen zwei Jahren wurden am Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen 110 Operationen zur Anlage oder Korrektur von Dialysezugängen durchgeführt. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Kardiologie und Angiologie können auch komplexe Probleme mit Engstellen oder Verschlüssen der Dialysegefäße in unmittelbarer Nähe zum Herzen gelöst werden.

Auf diese Weise können heutzutage Patienten mit Ballonaufdehnung und Stent behandelt werden, bei denen früher größere Operationen in einer Spezialklinik erforderlich gewesen wären. So bietet uns die bessere Technik gepaart mit der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Dialysepraxis, Gefäßchirurgie und Angiologie heutzutage die Möglichkeit, nahezu alle Patienten mit Dialyseproblemen optimal am Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen zu versorgen.

 

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie