Auszubildende leiten Station im Gesundheitszentrum Bitterfeld/ Wolfen
Was Pflegeschüler in der Theorie lernen, dürfen sie jetzt drei Wochen lang praktisch erproben. „Nicht alles läuft sofort rund. Es gibt Kritik, aber auch viel Lob“, berichtet Schwester Steffi Hacker. Die hauptamtliche Praxisanleiterin begleitet das Projekt „Schüler leiten eine Station“ im Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen. Sie ist froh, dass es in einer den Corona-Schutzmaßnahmen angepassten Variante durchgeführt werden kann. So kommen diesmal nur elf statt sonst 21 Schüler auf der internistischen Station IM7 zum Einsatz. Alle müssen mit Mundschutz arbeiten und die strengen Desinfektionsregeln beachten.
Die Schüler des zweiten und dritten Ausbildungsjahres verantworten die pflegerische Versorgung für einen Teil der Patienten der 31-Betten-Station. „Sie müssen sich mit den Krankheitsbildern der hier liegenden Patienten auseinandersetzen und den unterschiedlichen Pflegegraden gerecht werden“, erklärt Schwester Steffi. „Das Projekt bringt den Schülern den Stationsalltag nahe mit allen Verantwortungsbereichen und Prioritäten, die patientengerecht entschieden werden müssen. Dies ist die beste Vorbereitung auf die anstehenden Examensprüfungen, dient der Lernstandermittlung und Selbstreflexion. Jeder Auszubildende weiß danach genau, wo seine Stärken und Schwächen liegen und kann gezielt daran arbeiten.“
Im Vorfeld absolvierten alle teilnehmenden Pflegeschüler einen Notfallkurs und erhielten die nötigen Belehrungen. Nun decken sie Früh-, Spät- und Nachtschichten ab. Dass zusätzlich zur individuellen Patientenversorgung jede Menge Organisationsaufgaben anstehen, wird den Schülern von der ersten Stunde an klar. Visiten sind vorzubereiten, Absprachen mit dem Labor zu treffen und Patiententransporte zu bestellen. Die Liste ist lang. Motiviert meistern die Schüler manche Hürde und ernten Zuspruch von den Patienten. Sie sind über das Schülerprojekt informiert und stärken den Azubis den Rücken. „Die Schüler wollen alles sehr korrekt und gewissenhaft erledigen.“ Das wird positiv wahrgenommen und unterstützt.
Wie in jedem Jahr gehört zum Schülerprojekt eine Zusatzaufgabe. In diesem Durchgang kommen Antirutschmatten zum Praxistest im Stationsbetrieb. Die gummierten Matten werden den Patienten unter die Füße gelegt und sollen für Halt beim Aufrichten oder Umlagern sorgen. „Die Matten wären etwas größer besser geeignet“, lautet ein erstes Fazit der Pflegeschüler. Ihre Erfahrungen werden gesammelt und spielen bei der späteren Entscheidung über die mögliche Ausstattung aller Stationen mit solchen Matten eine Rolle.
Lernen unter Anleitung
Selbstverständlich stehen den Schülern erfahrene Praxisanleiter auf der Station zur Seite. „Sie sollen sich ausprobieren und dieses Praxistraining auch zur Vorbereitung der Abschlussprüfungen nutzen“, sagt Krankenpflegedirektor Jörg Heinrich. Neben der zentralen Praxisanleiterin gibt es im Gesundheitszentrum weitere Praxisanleiter, die dieses Amt zusätzlich ausfüllen. Für die Azubis sind sie wichtige Ansprechpartner. Mit Blick auf die am 1. September erstmals startende Ausbildungsklasse als „Generalistisch ausgebildete Pflegefachfrau/-mann“ absolvierten zwischenzeitlich weitere sechs Pflege-Mitarbeitende einen berufsbegleitenden Kurs. Die frisch gekürten Praxisanleiter freuen sich auf die neuen Herausforderungen an der Seite „ihrer Schützlinge“. Ihre Weiterbildung empfanden sie als persönliche Bereicherung. Sie brachte eine neue Sicht auf eingefahrene Prozesse. Davon können die künftigen Azubis dann nur profitieren.
Das Schülerprojekt auf Station IM7 läuft in diesem Jahr noch bis Ende August. Es wird getragen vom gesamten Stationsteam unter Leitung von Schwester Nicole Meinecke und natürlich auch von der Medizinischen Klinik I des Zentrums für Innere Medizin sowie von der Geschäftsführung des Gesundheitszentrums.
Pflegefachfrauen und -männer
Mit dem Ausbildungsjahrgang 2020/21 startet die generalistische, dreijährige Vollzeitausbildung, die zum europaweit anerkannten Berufsabschluss als Pflegefachfrau/-mann führt. Diese moderne Pflegeausbildung befähigt zur Versorgung von Menschen jeden Alters und in allen Bereichen – in Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Diensten. 16 Schüler werden pro Jahr in der Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen gGmbH ausgebildet. Der Theorieunterricht erfolgt ab jetzt an den Berufsbildenden Schulen Anhalt-Bitterfeld am Standort Bitterfeld-Wolfen unter modernen, praxisnahen Bedingungen. Jeder Schüler erhält bereits zu Ausbildungsbeginn auch einen Arbeitsvertrag, damit der Übergang vom Ausbildungsen-de zum Joballtag fließend ist. Bewerbungen für Ausbildungsplätze und Praktika sind jederzeit möglich: bewerbung@gzbiwo.de
Bildunterschriften
Die Pflegeschülerinnen Celina Markgraf (links) und Alexa Mußmann bereiten unter Mithilfe von Schwester Aileen Reuscher (rechts) die Visite auf Station IM7 vor.
Das Aufrichten der Patienten will geübt sein. Lea Hudec (links) und Jenny Friedrich (rechts) erproben, ob spezielle Antirutschmatten für den Patienten hilfreich sind. Praxisanleiterin Steffi Hacker steht den Schülerinnen dabei zur Seite.
Willkommen im Team: Ines Langhammer, Martina Naumann, Florian Maischak und Kor-dula Reichert (v.l.n.r.) gehören zu den frisch gekürten Praxisanleitern im Gesundheitszent-rum Bitterfeld/Wolfen.
Fotos: GZBIWO