Im Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen findet Mediasklerose Beachtung

Je früher eine Krankheit erkannt wird, desto positiver sind die Prognosen für eine Prävention und mögliche Therapie. Gehört eine Erkrankung allerdings zu den nur mäßig erforschten Krankheitsbildern, können sich diagnostische und therapeutische Maßnahmen herausfordernd gestalten. So geht es Patienten mit einer Mediasklerose. Diese Gefäßkrankheit beschrieb der Pathologe Johann Georg Mönckeberg bereits vor über 100 Jahren. „Aber bis heute gilt sie als zu wenig bekannt und wird oft mit einer Arteriosklerose verwechselt“, bestätigt Privatdozent Dr. med. habil. Peter Lanzer. Der erfahrene Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie sowie Interventionelle Kardiologie und Gefäßtherapie gehört zum Ärzteteam des Gesundheitszentrums Bitterfeld/Wolfen. Seit Jahren engagiert er sich hier im Zentrum für Innere Medizin und erwarb internationale Anerkennung in der Forschung.

Stiller Verbündeter der Atherosklerose

Das Krankheitsbild der Mediasklerose weckte seine persönliche Aufmerksamkeit. „Ich weiß seit mehr als 20 Jahren, dass ich davon betroffen bin. Ein Fahrradunfall brachte mich in die Klinik und bei der Röntgenuntersuchung zeigten sich Kalkablagerungen an den Arterien. Das war ungewöhnlich für einen sonst gesunden Mann ohne Vorerkrankungen oder Risikofaktoren. Die sich damals anschließende Herz- und Gefäßdiagnostik bestätigte die Kalziumablagerungen. Eine vorzeitige Atherosklerose ließ sich jedoch nicht nachweisen“, berichtet Dr. Lanzer. Das wissenschaftliche Interesse hat ihn jedoch seit diesem Ereignis motiviert, diese Krankheit intensiv zu erforschen. Im Laufe der Zeit und in enger Zusammenarbeit mit internationalen Wissenschaftlern gelang es, die Gefäßkrankheit Mediasklerose als alleinige und auch als weitere Ursache für schwere Durchblutungsstörungen vor allem in Armen und Beinen nachzuweisen. Dadurch darf sie nicht länger als harmlos oder klinisch bedeutungslos eingestuft werden.

„Wir wissen heute, dass die Mediasklerose bei Diabetikern und chronisch nieren-kranken Patienten häufiger als bei ansonsten gesunden Personen vorkommt. Sie kann zusammen mit der Atherosklerose oder aber auch eigenständig schwere Durchblutungsstörungen auslösen und erhöht das Komplikationsrisiko. Das Krankheitsbild besteht darin, dass sich Kalzium vor allem in der mittleren Wandschicht der Gefäße ablagert und dort Kristalle bildet. Je länger dieser Prozess andauert, desto größere Kalkherde entstehen. Im Endstadium sind Kalkringe zu erkennen und die Gefäßwände sind wie versteinert und weitgehend zerstört. Das Blut kann in solchen versteiften Arterien im Laufe der Zeit immer schlechter zirkulieren, wodurch schließlich auch das Herz geschädigt wird“, informiert Dr. Peter Lanzer. Als Ursache werden vielfältige unter anderem auch genetisch bedingte Störungen des Phosphat-Kalzium-Stoffwechsels vermutet.

Erkrankung betrifft den ganzen Körper

PD Dr. Peter Lanzer arbeitet bei der weiteren Erforschung dieser Erkrankung mit einer Gruppe von Genetikern und Biochemikern in Deutschland, Großbritannien und in den USA interdisziplinär zusammen. Ihm ist es wichtig, dass Ärzte die Mediasklerose eindeutig identifizieren und von der Atherosklerose abgrenzen können. So lassen sich die für die Mediasklerose typischen „Strickleiter“-Verkalkungsmuster bereits mittels konventioneller nativer Röntgenaufnahmen erkennen oder im Gefäßultraschall als dichte echogene Wandstrukturen aufzeigen. Die Therapie der Erkrankung gestaltet sich dagegen weiterhin schwierig. Es laufen klinische Studien, in denen Patienten mit den genannten Stoffwechselstörungen u.a. Kalzimimetika, Phosphatbinder und Vitamin K erhalten. Hinsichtlich der medikamentösen Therapie wird es noch ein langer Weg sein, bis eine wirksame Strategie Anwendung finden kann. „Momentan können wir Patienten mit schweren Gefäßverkalkungen aufgrund einer Mediasklerose nur helfen, indem wir vor der eigentlichen Behandlung zunächst den Kalk mit einem speziellen Verfahren abtragen. Diese orbitale Atherektomie kann im Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen durch-geführt werden“, bestätigt Dr. Lanzer. Auf Wunsch der Patienten übernimmt er die ärztliche Beratung und behandelt sie entsprechend.
Geschäftsführer Dr. René Rottleb fördert das Engagement von Dr. Peter Lanzer. „Wir sind stolz einen so renommierten Arzt im Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen zu haben und eröffnen ihm die uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur weiteren Erforschung der Mediasklerose und zur überregionalen Versorgung der davon betroffenen Patienten.“

Bildunterschrift

PD Dr. med. habil. Peter Lanzer

PD Dr. med. habil. Peter Lanzer