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Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld werden Ersthelfer mobil gelotst

 

Bei der Rettung von Menschen zählt oft jede Minute. Um die Zeitspanne, in der ein lebensbedrohlich erkrankter Mensch auf den Notarzt warten muss, zu verkürzen, startet der Landkreis Anhalt-Bitterfeld am 19. Juni die Helfer-App KATRETTER. Die App lotst registrierte Ersthelfer in Minutenschnelle zum Notfall.

 

„Trotz vieler Erfolge haben wir leider auch Patienten hier, denen wir nach Herzinfarkten nicht mehr helfen konnten oder die mit Folgeschäden weiterleben müssen. Ich bin sicher, dass diese Patienten bessere Chancen gehabt hätten, wenn noch vor dem Rettungswagen ein Ersthelfer vor Ort gewesen wäre“, sagt Chefarzt Anwar Hanna. Er leitet die Medizinische Klinik I der Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen gGmbH und kennt das Problem der langen Zeitspanne, in der Minuten zu gefühlten Stunden werden. Deshalb ist er von der Idee der KATRETTER-App überzeugt. „Die App lotst bereits in einigen Städten und Landkreisen freiwillige Ersthelfer in Minutenschnelle zum Notfall. In Sachsen-Anhalt startet jetzt zuerst im Landkreis Anhalt-Bitterfeld die Pilotphase“, berichtet Anwar Hanna und freut sich, den Landrat Uwe Schulze als Schirmherrn und Unterstützer für dieses Projekt gewinnen zu können.

 

Helfen, bis der Rettungswagen eintrifft

 

Das Prinzip der KATRETTER-App ist einfach. Ausgebildete Ersthelfer, das können Ärzte, Pflegende, Sanitäter, Rettungsassistenten, Feuerwehkameraden oder auch Ersthelfer aus Schulen und Unternehmen sein, lassen sich für die KATRETTER-App registrieren. Wenn in der Leitstelle ein Notruf eingeht, alarmiert diese den Rettungsdienst und – über die App – auch die registrierten, mobilen und ehrenamtlich tätigen Ersthelfer. Über die Ortserfassung der Smartphones werden dabei die Helfer lokalisiert, die zufällig in der Nähe der hilfsbedürftigen Person unterwegs sind. Sie werden über die KATRETTER-App angefragt. Meldet ein verfügbarer Helfer per Buttonklick zurück, dass er übernimmt, lotst ihn KATRETTER zum Einsatzort. Dort beginnt er sofort mit den Erstmaßnahmen und hilft, bis das Rettungsteam eintrifft.

 

Zukünftig soll das KATRETTER-System auch für nicht ausgebildete Helfer erweitert werden, um zum Beispiel beim Füllen von Sandsäcken in Hochwassersituationen oder bei der Betreuung verunsicherter Menschen in Krisensituationen mitzuhelfen.

 

Vorstellung der KATRETTER-App zum Herzseminar am 19. Juni

 

„Wir werden das System erstmals zum Herzseminar im Rahmen der Patientenakademie, die am 19. Juni 2019 während der 2. Herzwoche Sachsen-Anhalt stattfindet, und zusammen mit unseren Projektpartnern Fraunhofer-Institut FOKUS, Lions Club Bitterfeld, Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und Leitstelle des Landkreises Anhalt-Bitterfeld einem kleineren Publikum vorstellen“, informiert Anwar Hanna. Das ist das Startsignal für den mehrmonatigen Probelauf. Ab diesem Zeitpunkt wird über die Internetseite des Landkreises Anhalt-Bitterfeld ein Link verfügbar sein, über den Interessierte alle Informationen zur KATRETTER-App abrufen können. Das DRK und der Lions Club übernehmen zudem die Weiterbildung für Ersthelfer im Gebiet des alten Landkreises Bitterfeld-Wolfen. Lassen sich ausgebildete Helfer für die KATRETTER-App registrieren, erhalten sie auch eine Ersthelfer-Tasche mit Einmalhandschuhen und Beatmungshilfe-Set.

 

„Wir wünschen uns, dass sich in den nächsten Wochen möglichst viele Ersthelfer zur KATRETTER-App anmelden. Wir nehmen damit eine Vorreiterstellung in Sachsen-Anhalt und Deutschland ein. Als erster Landkreis ergänzen wir das regionale Herzinfarkt-Netzwerk um ein modernes KATRETTER-System, das Leben retten kann“, appelliert der Landrat Uwe Schulze zur Mitwirkung.

 

Geht der Plan der Initiatoren auf, soll das App-basierte Helfernetz im Herbst 2019 offiziell starten. „Die Herzwoche im November wäre ein guter Zeitpunkt und bis dahin wollen wir mindestens 50 App-Retter dabeihaben“, setzt Anwar Hanna ein Ziel.

 

Die Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen gGmbH ist ein modernes medizinisches Leistungszentrum mit überregionaler Bedeutung und Akademisches Lehrkrankenhaus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zur Versorgung der Patienten stehen zwölf klinische Fachabteilungen und mehrere zertifizierte Zentren mit 430 Betten bereit. Zentrale Bedeutung besitzt die Notfallaufnahme mit einer Rund-um-die-Uhr-Versorgung an 365 Tagen im Jahr. Für die Qualität der im Zentrum für Innere Medizin – Medizinische Klinik I – erbrachten Leistungen sprechen auch die Anerkennung als „Klinik für Diabetespatienten geeignet“. Zudem sind wir Standort des Mitteldeutschen Herzzentrums und engagierte Partner im regionalen Herzinfarkt-Netzwerk.

 

 

Fotoquelle: ©Fraunhofer FOKUS_O. Lange