Sehr geehrte Patienten/-innen, Einweiser und Besucher/-innen unseres Blogs,

vor 25 Jahren setzten wir hier im Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen – damals am Standort Wolfen – den ersten kleinen Schnitt, um mittels der Schlüssellochchirurgie minimal-invasive Eingriffe an Galle, Darm, Magen, Leber und Milz durchzuführen. Damals steckte diese Technik noch in  den Kinderschuhen und wurde nur wenig angewendet, heutzutage gehört sie zu unserem Standardrepertoire und kommt vor allem unseren Patienten zu Gute, weil die Methode besonders schonend ist und eine schnellere Heilung verspricht.

Wenn ich von laparoskopischen Eingriffen spreche, manchmal auch Schlüsselloch-, Knopfloch oder minimal-invasive Chirurgie genannt, dann meine ich zwei bis vier kleine Schnitte von fünf bis zehn Millimeter Länge, durch die eine Kamera und die Operationsinstrumente in den Körper eingeführt werden. Die Kamera wird dazu genutzt, um Bilder des Operationsgebietes in dreifacher Vergrößerung darzustellen und vereinfacht dadurch oftmals die Operation für uns, da wir mit Hilfe der Optik Strukturen besser erkennen und in Winkel des Körpers blicken können, die bei der offenen Methode dem Blick nur schwer zugänglich sind.

Nicht nur für uns als Chirurgen birgt diese Operationsmethode riesen Vorteile, sondern vor allem für unsere Patienten, weil der Eingriff besonders anatomiegerecht, präzise und unter wenig Blutverlust durchgeführt werden kann, das Zugangstrauma geringer ist, was zu weniger Schmerzen, schnellerer Aufnahme der Körperfunktionen nach der Operation und damit zu weniger allgemeinen Komplikationen führt.

Ich bin aus diesem Grund von der Schlüssellochchirurgie überzeugt und sehe einen großen Fortschritt zur Technik von vor 30 Jahren als meine ärztlichen Kollegen noch einen großen Bauchschnitt nutzten, um Gallenblasen zu entfernen und Patienten für drei Wochen im Krankenhaus blieben. Heutzutage schaffen wir es, dass unsere Patienten das Krankenhaus nach ihrem Eingriff oft schon nach drei Tagen mit einer kaum sichtbaren Narbe verlassen.

Bei der Anwendung dieser Operationsmethode orientieren sich meine Kollegen am Gesundheitszentrum Bitterfeld-Wolfen und ich uns immer  am aktuellsten Stand der Technik und an den neusten medizinischen Erkenntnissen. Trotz des modernen Verfahrens ist natürlich der angemessene Umgang mit dieser Technik besonders wichtig für uns und steht im Vordergrund bei jeder Behandlung unserer Patienten. Mir ist bewusst, dass vieles heute medizinisch machbar ist, allerdings nicht jeder Patient vom minimal-invasiven Vorgehen profitiert. Daher liegt es in unserer Verantwortung, vor der Operation die geeignetste Methode für den einzelnen Patienten festzulegen.

Durch verantwortungsvolle Operationsplanung, gepaart mit großer Erfahrung in der Technik ist es uns hier in Bitterfeld gelungen, die Umstiegsrate bei laparoskopischen Operationen deutlich niedriger als im deutschlandweiten Vergleich zu senken. Das bedeutet, dass wir nur in sehr seltenen Fällen gezwungen sind, während eines laparoskopisch begonnenen Eingriffes auf die offene Methode zu wechseln.

Gerade einmal bei 1,9 Prozent unserer Gallenblasenoperationen ist dies der Fall, wohingegen der bundesweite Schnitt bei 3,3 Prozent liegt. Bei der Entfernung des Mastdarms im Fall von Krebs ist unsere Umstiegsrate in den letzten Jahren sogar gleich null gewesen. Gerade in diesem Fall ist dies für den Patienten enorm wichtig, denn Studien haben bewiesen, dass im Falle eines Umstiegs bei Mastdarmkrebs das Risiko der Wiederkehr der Krebsgeschwulst von etwa 8 % auf mehr als 20 % steigt.

Ich gehe letztendlich davon aus und bin mir ziemlich sicher, dass die Anzahl der laparoskopischen Darmkrebsoperationen zunehmen und der Einsatz der Schlüssellochchirurgie noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.

 

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie

 

25 Jahre nach dem ersten laparoskopischen Eingriff an der Gallenblase werden heute im Bitterfelder Klinikum 98 Prozent dieser Fälle minimal-invasiv vorgenommen. Darüber hinaus finden gleichartige Operationen am Blinddarm (seit 1993), bei Leistenbrüchen (seit 1995), Darm und Magen, sowie bei Narben- und Zwerchfellbrüchen (seit 2002) statt. Seit 2006 wird die Schlüssellochmethode im Rahmen von Leber- und Milzoperationen erstmals in Bitterfeld angewendet. Die Mediziner um Chefarzt Ulrich Garlipp können auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Pro Jahr werden im Bitterfelder Klinikum mehr als 400 der Schlüssellochoperationen vom Ärzteteam der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie durchgeführt. Seit dem ersten minimal-invasiven Eingriff vor einem Vierteljahrhundert folgten insgesamt mehr als 9.000 Operationen dieser Art. Die Mehrheit der laparoskopischen Operationen, nämlich zwei Drittel aller Eingriffe, erfolgen nach wie vor an der Gallenblase und am Blinddarm.