Neben zahlreichen kleinen Speicheldrüsen in der Mundschleimhaut gibt es drei sogenannte große Speicheldrüsen auf jeder Seite:

  • Die Unterzungenspeicheldrüse (Glandula sublingualis) unterhalb der Zunge
  • Die Unterkieferspeicheldrüse (Glandula submandibularis) unterhalb und hinter dem Unterkiefer
  • Die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis) vor und unterhalb der Ohrmuschel

Jede dieser Speicheldrüsen kann bestimmte Krankheiten entwickeln, die dann unterschiedlicher Behandlung bedarf.

Die häufigste Erkrankung der Unterzungenspeicheldrüse ist die Ranula (Fröschleingeschwulst), die durch Verschluss des Ausführungsganges der Drüse entsteht (meist durch eine Entzündung), was zur Zystenbildung und damit Schwellung führt. Die Schwellung findet sich meist unter der Zunge, kann sich aber auch in Richtung Kinn entwickeln. Letztere wird als Zwerchsackranula bezeichnet und von einem Schnitt unter dem Kinn her entfernt. Die typische Ranula entfernt man vom Mund her. Läßt sich die Zyste nicht entfernen, erfolgt eine Marsupialisation. Der Zystensack wird dann eröffnet und seine Ränder werden mit den Schnitträndern der Mundschleimhaut vernäht. Bei dieser Operation darf der Zungennerv (Nervus lingualis) nicht verletzt werden, der die vorderen 2/3 der Zunge sensibel und mit Geschmacksfasern versorgt.

In der Unterkieferspeicheldrüse können sich aufgrund der besonderen Zusammensetzung des von ihr gebildeten Speichels Steine bilden (Sialolithiasis), die den Ausführungsgang verlegen. Die Folge ist eine schmerzhafte Entzündung. Nach deren Abklingen bleibt die Drüse vergrößert und hart. Die Steine lassen sich im Ultraschallbild gut identifizieren.

Ist der Stein bereits bis in den Ausführungsgang gewandert und lässt sich im Mundboden tasten, kann er nach einer Gangschlitzung (Ductusschlitzung) leicht entfernt werden. Dieser Eingriff ist ambulant in örtlicher Betäubung möglich.

Befindet sich der Stein jedoch noch in der Düse, muss diese komplett herausoperiert werden. Das erfolgt über einen Schnitt etwa 2 cm unterhalb und parallel zum Unterkiefer. Besondere Sorgfalt muss auf den Mundast des Gesichtnerven verwendet werden, der in der Nähe der Drüse verläuft, Schäden beeinträchtigen die seitliche Mundbeweglichkeit.

Weitere Gründe für eine komplette Drüsenentfernung sind gut- oder auch bösartige Tumore der Speicheldrüse.

Der Eingriff erfolgt fast immer in Vollnarkose unter stationären Bedingungen für etwa 5 Tage.

Die bekannteste Erkrankung der Ohrspeicheldrüse ist der Ziegenpeter (Mumps), der aber als Kinderkrankheit kaum in unserem stationären Patientengut anzutreffen ist. Schon öfter behandeln wir schmerzhafte Entzündungen der Drüse, die auch zu Abszessen führen können. Diese müssen dann von außen eröffnet werden um den Eiter zu entfernen.

Die häufigste Ursache für eine stationäre Behandlung ist aber ein Tumor der Ohrspeicheldrüse, der dem Patienten oft erst nach einiger Zeit durch Wachstum und Vorwölbung auffällt. Glücklicherweise sind die meisten Tumore gutartig, es gibt aber auch bösartige Tumore der Ohrspeicheldrüse.

Bei der typischen Operation (partielle oder laterale Parotidektomie) wird nicht nur der Tumorsondern auch ein Teil der Drüse entfernt, da sonst die Gefahr eines Rezidivs besteht. Dabei ist zu beachten, dass der Gesichtnerv in der Tiefe unterhalb des Gehörganges aus der Schädelbasis heraustritt und in die Ohrspeicheldrüse hineinverläuft. In der Drüse teilt er sich in verschiedene Äste zur Versorgung der mimischen Muskeln des Gesichtes (Stirn-, Augen-, Wangen- und Mundast). Je nach Lage und Größe des Tumors müssen Teile des Nerven oder alle Äste präpariert und dargestellt werden, damit sie bei der Tumorentfernung nicht versehentlich durchschnitten werden. Das hätte eine Lähmung der betroffenen Muskeln, schlimmstenfalls der gesamten Gesichthälfte zur Folge. Sollte eine solche Nervenverletzung doch einmal eintreten besteht prinzipiell die Möglichkeit einer Nervennaht oder bei Misserfolg späterer kosmetischer Korrekturen.

Für die exakte Identifizierung des Nerven und die Überprüfung seiner Funktion verwenden wir grundsätzlich das Neuromonitoring.

Bei Operationen bösartiger Tumore kann es erforderlich werden, den Gesichtnerven zu opfern, um den Tumor vollständig zu entfernen.

Der Schnitt für Operationen an der Ohrspeicheldrüse beginnt vor der Ohrmuschel etwas oberhalb des Gehörganges und wird S-förmig um das Ohrläppchen herum nach unten geführt. Am Operationsende wird immer eine Saugdrainage eingelegt, da es aus dem verbliebenen Drüsengewebe etwas bluten kann und sich auch Speichel bildet (Gefahr der Speichelfistel, Absonderung durch die Wunde). Die Drainage wird entfernt, wenn sich das Auffanggefäß nicht mehr füllt, meist nach 3- 5 Tagen. Dann kann auch bereits die Entlassung erfolgen.

Aufgrund einer besonderen Nervenversorgung der Drüse kann es später beim Essen und Kauen zu auffälliger Schweißbildung in der Drüsenumgebung kommen (Frey’sches Syndrom). Hier hilft eine Botulinusinjektion.

Patienten mit bösartigen Tumoren müssen danach meist noch eine Halslymphnotenausräumung (Neck dissection), eine Nachbestrahlung und oft auch eine Chemotherapie erhalten.

Auch bei gutartigen Tumoren empfehlen wir die regelmäßige Kontrolle durch einen HNO-Arzt über mindestens 5 Jahre, da einige Tumore zum Wiederauftreten an anderer Stelle neigen.