Mastoid = „Warzenfortsatz“, der Knochen hinter der Ohrmusche
Ektomie = Ausräumung
Der Warzenfortsatz ist ein zapfenförmiger Knochen der Schädelbasis, der zum Mittelohr gehört und bei den meisten Menschen innen wie ein Schwamm oder Schweizer Käse viele Hohlräume (Zellen) hat, die mit Schleimhaut ausgekleidet und miteinander sowie mit der Paukenhöhle in Verbindung stehen. Dadurch wird die Oberfläche der Mittelohrschleimhaut vergrößert, denn diese Schleimhaut schützt das Mittelohr vor Infektionen. Bei einigen Menschen ist der Warzenfortsatzknochen jedoch kompakt, das heißt, er enthält keine oder nur wenige Zellen, so dass sich chronische Entzündungen bilden können. Die chronischen Mittelohrentzündungen werden eingeteilt in Schleimhauteiterungen und Knocheneiterungen.
Folgen von Schleimhauteiterungen sind zentrale Trommelfelldefekte, die durch eine Tympanoplastik Typ I verschlossen werden können. Hierzu sollte die Eiterung abgeklungen sein. Ist das bei der Vorbehandlung nicht gelungen, wird eine Mastoidektomie oder mindestens eine Attico-Antrotomie (Erweiterung der größten Zelle des Warzenfortsatzes, die an die Paukenhöhle angrenzt) vorgenommen.
Knocheneiterungen sind viel gefährlicher als Schleimhauteiterungen, da neben den Gehörknöchelchen der Knochen der Schädelbasis, also der Grenze zum Gehirn zerstört werden kann. Außerdem können durch Zerstörung der bedeckenden Knochenteile auch die Strukturen des Innenohres (Hör- und Gleichgewichtsorgan) und der Gesichtnerv ihre Funktionsfähigkeit verlieren oder Entzündungsherde in einen Hirnblutleiter eindringen. Eine Knocheneiterung muß also immer schnellstmöglich operiert werden und dabei wird der Warzenfortsatz so weit ausgeräumt, wie dies zur Beseitigung der Entzündungsherde erforderlich ist. Meist wird dann eine Tympanoplastik zur Rekonstruktion der Mittelohrstrukturen angeschlossen.
Bei sehr ausgedehnten Knocheneiterungen wird die sogenannte Radikaloperation vorgenommen, bei der nach Anlage einer Höhle im Warzenfortsatz durch Wegnahme von Teilen der knöchernen hinteren Gehörgangswand eine Verbindung zwischen Gehörgang und Warzenfortsatzhöhle („Radikalhöhle“) geschaffen wird. Der Gehörgangseingang wird danach erweitert.
Die akute Mastoiditis als Folge und Komplikation der akuten eitrigen Mittelohrentzündung ist heute eher selten geworden, da durch geeignete antibiotische Behandlung oder der Möglichkeit einer Parazentese die Mittelohrentzündung meist vollständig abheilt. Werden aber zum Beispiel die verordneten Antibiotika nicht in ausreichender Dosis oder nicht lange genug eingenommen oder liegt eine allgemeine Abwehrschwäche vor, kann sich eine Mittelohrentzündung (manchmal zunächst unbemerkt) auf die Zellen des Warzenfortsatzes ausdehnen. Folge ist wieder aufsteigendes Fieber, starkes Krankheitsgefühl, Schmerzen beim Klopfen auf das Mastoid, Schwellung und Rötung hinter dem Ohr. Ein solcher Befund einer Mastoiditis ist ein Notfall und muss innerhalb der nächsten Stunden operiert werden, da sonst die Gefahr einer Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung besteht. Hier wird eine komplette Mastoidektomie vorgenommen, das heißt, alle Zellen des Warzenfortsatzes werden ausgeräumt, es bleibt nur die Schale des Knochens stehen.
Der operative Zugang erfolgt fast immer über einen Schnitt hinter der Ohrmuschel und wird dann unter dem Mikroskop fortgesetzt. Für die Arbeit am Knochen werden spezielle Fräsen verwendet. Die Operation wird immer unter stationären Bedingungen vorgenommen, der stationäre Aufenthalt liegt zwischen 5 und 8 Tagen.