Bei einer akuten eitrigen Mittelohrentzündung mit hochrotem, vorgewölbten Trommelfell, hohem Fieber und starken Schmerzen, die sich trotz medikamentöser Behandlung nicht bessert, wird unter mikroskopischer Sicht und meist in Vollnarkose das Trommelfell eingeschnitten und der Eiter wird abgesaugt. Danach klingen Fieber und Schmerzen in der Regel schnell ab. Bei unzureichend behandelter Mittelohrentzündung droht hingegen die Gefahr einer Mastoiditis.

Ein weiterer häufiger Grund für einen Trommelfellschnitt ist ein Erguss der Paukenhöhle (der kleine Hohlraum hinter dem Trommelfell). Dieser Erguss kann dünnflüssig oder zäh-schleimig sein. Er entsteht, wenn durch Verlegung der Ohrtrompete (= Eustachische Röhre; der Belüftungsgang der Paukenhöhle, der hinter der Nase beginnt) längere Zeit ein Über- oder Unterdruck in der Paukenhöhle herrschte. Häufigste Ursache sind Adenoide Vegetationen bei Kindern.

Der Trommelfellschnitt verschließt sich normalerweise innerhalb weniger Tage von selbst. Das kann für die Ausheilung der Erkrankung aber noch zur früh sein. Aus diesem Grund wird je nach Befund in den Schnitt ein diaboloförmiges Paukenröhrchen zur Drainage und Belüftung eingesetzt (Paukendrainage). Dieses kann aus Medizinkeramik, Gold oder Titan hergestellt sein. Manchmal wird ein Material nicht vertragen, so dass die Röhrchen gewechselt werden müssen. Ein Trommelfell erneuert ständig sein Gewebe, wodurch das Röhrchen nach durchschnittlich einem halben Jahr in den Gehörgang abgestoßen wird, von wo es herausfallen kann oder vom Arzt entfernt wird. Diese Zeit kann aber auch erheblich kürzer oder länger sein. Auch nach einem Paukenröhrchen verschließt sich der Defekt im Allgemeinen rasch von selbst. So lange aber das Röhrchen im Trommelfell steckt oder noch ein Defekt vorhanden ist, darf kein unsauberes Wasser in das Mittelohr eindringen.

Soll ein Paukenröhrchen möglichst lange verbleiben, werden spezielle Röhrchentypen verwendet.
Soll der Schnitt einige Wochen offen bleiben, jedoch auf ein Röhrchen verzichtet werden, haben wir die Möglichkeit der Thermoparazentese, bei der die Schnittränder durch Einwirkung von hochfrequentem Strom koaguliert werden und sich erst verzögert verschließen.

Bei Kindern vom 2. bis zum 18. Lebensjahr dürfen wir diesen Eingriff ambulant vornehmen (unter der Voraussetzung, dass keine fieberhafte akute Infektion vorliegt), bei Erwachsenen besteht aber kein Vertrag mit der Kasse, so dass hier vorstationär oder bei Vollnarkose stationär operiert wird (1-2 Tage Aufenthalt).

Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Plastische Operationen, Stimm- und Sprachstörungen